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Wie erkenne ich einen Computerfreak an seinem Verhalten?

Ein Leitfaden für den ungeübten Beobachter


Da wäre als erstes der typische Amiga-Besitzer: Nur er bringt es fertig, über 70 KB Tondaten mit 300/300 Baud aus einer Mailbox zu saugen, damit sein selbstgeschriebenes Terminalprogramm auch einen angemessenen CTRL-G Gong hat. Einen Amigafreak kann man auch daran erkennen, daß er seinen Rechner mit 1.5 MB und 2 880 KB Floppys jetzt als "für kleinere Assembler-Entwicklungen angemessen ausgestattet" bezeichnet. Die Festplatte hat er natürlich fest eingeplant ("irgendwann im nächsten Jahr"), selbstverständlich "das 33 MB Modell, damit ich auch ein paar größere Animationen erstellen kann."

Der 08/15-ST-Anwender kann da nicht ganz mithalten, obwohl er in dieser Hinsicht, wie auch der IBM-Kunde, nicht als ganz unschuldig dargestellt werden kann. ST-Freunde zeichnen sich aber auch eher dadurch aus, daß sie mehr Textprogra mme als Ballerspiele und mehr Terminalprogramme, Kalkulationen und Datenbanken als Adventures haben.

IBM-Kunden sind - im Gegensatz zu den obengenannten beiden Freaks - sehr leicht zu finden. Wenn sie nicht gerade zu Hause das 99% kompatible BIOS ihres Rechners verfluchen, sind sie bei ihrem örtlichen Händler, um eine neue Grafikkarte ("DER neue Standard") und auch gleich einen passenden Monitor zu erstehen. Diese Grafikkarte hat denn auch gleich einen 80286 on Board und der paralelle Druckerport ist gratis dabei ("funktional integriert").

Eine ganz spezielle Sorte von Kompatiblen sind die Schneider PC-Käufer. Als besonderes Merkmal hat dieses seltsame Völkchen entweder eine verbrannte Frisur ("vielleicht sollte ich einen Rechner ohne Lüfter doch nicht mit Manuals zudecken") und/oder starke Deformationen der rechten Hand ("NEU: jetzt auch für andere Rechner - die Schneider-Ergo-Maus").

Schneider CPC-Programmierer sind dagegen nicht so häufig beim Computerhändler zu sehen. Der typische CPC Besitzer ist nämlich pleite - er hat gerade eine Diskette gekauft.

Um aber nocheinmal auf die IBM-Kompatiblen zurückzukommen: Hier hebt sich aus der Masse der Kompatibel-Konformen deutlich der individualistische Compaq Qunde heraus. Sein Rechner unterscheidet sich in Tastatur- und Gehäusedesign deutlich von Industriestandards-Einerlei.

Die härtesten von allen sind jedoch, wie könnte es anders sein, die Apple ][ Fanatiker. Sie sind auch am einfachsten von allen anderen Computerfreaks zu unterscheiden. Der typische Apple ][ Fan ist deutlich gekennzeichnet durch die Inschrift auf dem Stein 2 Meter über ihm. Typischerweise ruht sein Computer neben ihm. In seiner Umgebung liegen häufig auch einige TRS-80 Enthusiasten und ähnliche (PET 2001 usw.).

Genauso gibt es den Commodore 64 Besitzer nicht mehr in der freien Wildbahn, weder bei Reese noch bei Qülle ist er noch anzutreffen. Schuld daran ist unter anderem die Firma SUBLOGIC. Denn die Mehrzahl der C64er ist beim Einladen des bekannten Flight II Simulators (02:40 LOAD TIME) an Altersschwäche gestorben.

Den C128 Käufer findet man dagegen häufig bei IBM-Besitzern. Dort kauft er dann die alten CGA-Monitore, die dieser schon fast auf den Müll geworfen hätte. Oder er kopiert sich bei den CP/M-Knilchen (es soll noch immer welche geben!) einige Programme auf sein zugegebenermaßen eigenwilliges Disketten- format um, um sich dann an der gigantischen Arbeitsgeschwindigkeit des mit 2 MHz betriebenen Z80 zu ergötzen.

In diesem Zusammenhang muß abschließend dann nur noch der PLUS-4 Kunde erwähnt werden. Den trifft man, wenn man sich, die c't auf dem Schoß, eine Weile bei Reese hinsetzt. Nach einiger Zeit wird dann ein Mann/eine Frau auftauchen, die ALDI-Tüte noch unter dem Arm, und den Verkäufer nach dem Spiel für den PLUS-4 fragen. Dieser wird dann sichlich genervt entgegnen: "Welches Spiel meinen Sie denn? Es gibt zwei!"...

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